ToGü-Verlag
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Der Einäugige!

Der dargestellte Kopf ist dem Deckelbild meines ersten Buches „Das Scheitern Roms an Germanien“ entnommen. Es zeigt die beiden Brüder Arminius und Flavus, die ich in dem Buch als Zwillinge Irminar und Leif darstelle, als eine Person. Arminius ist in der rechten Gesichtshälfte betont männlich zu sehen, während Flavus, der im Kampf für die Römer ein Auge verloren hatte, weiblicher gezeichnet wurde.

Der Kopf symbolisiert zweierlei:

Zum einen den von Dr. Hamer entdeckten männlichen Revierbereich in der rechten Großhirnrinde und den weiblichen Revierbereich in der linken Großhirnrinde. Bleiben diese Revierbereiche konfliktfrei, befinden sich beide Gehirnhälften im Einklang miteinander. Schlägt ein Konflikt ein, wird der Mensch aus der Bahn geworfen. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes ver-rückt. Die Schockerlebnisse in diesem Revierbereichen sind entscheidend dafür, ob der Mensch sowohl körperlich als auch psychisch eine weibliche mehr in sich gekehrte, depressive oder eher eine männlich nach außen drängende, manische Entwicklung nimmt.

Zum anderen symbolisiert der Kopf den Hauptgott der Germanen, den einäugigen Odin. Dadurch, dass er ein Auge opferte und es in eine Quelle warf, erlangte er mehr Weisheit, Wissen und Weissagungsgabe. Er wurde vollendeter und göttlicher.

Das geopferte Auge kann nach Elisabeth Neumann-Gundrum so gedeutet werden, dass Odin göttliche Weisheit anfangs nur im Äußerlichen gesucht hat und erst als er den Blick seinem Innenleben zuwandte, die Quelle des Göttlichen in sich selbst entdeckt hat. Odin hat die äußere Welt mit seiner inneren in Harmonie und Einklang gebracht. Das hat ihn das Finden neuer Wege und Fähigkeiten ermöglicht und ihn weise werden lassen. Gott ist somit nicht nur etwas Äußerliches, ein für den Menschen schwer fassbares Wesen, sondern auch etwas Innerliches und somit in jedem Menschen.

Und genau auf diese Art hat Dr. Hamer die Germanische Heilkunde entdeckt. Aufgrund des gewalttätigen äußerlichen Verlustes seines Sohnes Dirk ging er der Frage nach, ob das Leid seiner Seele mit seiner innerlichen Hodenkrebserkrankung zusammenhängen könnte. Dadurch hat er die göttlichen Gesetzmäßigkeiten, die unser Leben bestimmen, in sich und in jedem anderen Lebewesen entdeckt.

Den Odin verehrenden Germanen wird bewusst gewesen sein, dass sie selbst etwas Göttliches in sich trugen. Dies erklärt auch die starke Vermenschlichung der germanischen Götter. Zudem erklärt dieser Gedanke hervorragend die naturverbundene, freiheitliche Lebensweise der Germanen und ihr den Römern unverständliches sowohl im positiven wie im negativen Sinne extremes Wesen.

Diese Sichtweise wirft die Frage auf, ob die Germanen überhaupt Priester hatten? Denn wenn ein Mensch Gott in sich weiß, wozu braucht er dann jemanden, der ihm Gott erklärt und vermittelt? Alles was das Bild eines Priesters ausmacht, wie zum Beispiel die abgehobene Sonderstellung mit Ausnahmerechten, die zahlreichen Vergünstigungen, das Beachten von diversen Vorschriften in Bezug auf Speise oder Sexualität und damit verbunden das Einmischen in das Leben anderer, die alleinige Verkündung von Gottes Willen, Gnade walten lassen, das Tragen bestimmter Kleidung und Frisuren, die strikte Hierarchie mit umfassender Weisungs- und Leitungsgewalt innerhalb einer Priesterschaft usw. verträgt sich in keiner Weise mit diesem Gedanken und dem daraus resultierenden freiheitlichen Lebensbild unserer Vorfahren. Den Germanen wird daher der Priestergedanke, bei denen es im Grunde nur um Machtausübung und Machterhalt geht, völlig unsinnig erschienen sein. Trotzdem soll es aber germanische Priester und Priesterrinnen gegeben haben. Ich habe mir daher einmal die Nachweise über die germanischen Priester angeschaut und möchte im Folgenden darauf eingehen. Beginnen möchte ich mit den Priesterinnen.

- Tacitus berichtet von einer Veleda. Sie lebte zurückgezogen in einem Turm und gab ihren Besuchern Ratschläge mit auf den Weg. Außerdem war sie während eines Krieges eine Art Schiedsrichterin.

- Weiter werden historisch die Frauen Waluburg und Albruna genannt. Auch sie werden als Seherinnen bezeichnet. Der Name Albruna sagt uns schon, dass sie über Runenwissen verfügte. Und was es mit der Wallburg auf sich hatte, kann man in diesem älteren Artikel nachlesen:

https://www.gesetze-der-freiheit.de/ach/walpurgisnacht/

Die beiden Namen werden sich aus der Funktion, die die Frauen innehatten, abgeleitet haben. Über Erstere schreibt Tacitus einen Satz, der schön die germanische Lebensart wiederspiegelt: „… wurden Albruna und einige andere verehrt, aber nicht durch Kriecherei…“.

- Eine Seherin Ganna begleitete den König der Semnonen Masyas zu Verhandlungen mit dem römischen Kaiser Domitian. Der König wird sie als Ratgeberin geschätzt haben. Ihr Name bedeutet übersetzt Zauberstab, was ebenfalls auf eine Funktion schließen lässt.

- Über die Langobardin Gambara wird erzählt, dass sie „eine nach den Verhältnissen ihrer Umgebung sehr gescheite Frau von wegweisenden Rat“ war.

- Abschließend gibt es in der nordischen Mythologie noch den Begriff der Völva. Er steht für Seherin, Wahrsagerin, Hexe, Zauberin, Prophetin oder Schamanin. Das Wort Völva bedeutet ähnlich wie bei Gambara Frau mit Stab. Den Stab als Machtsymbol finden wir im königlichen Zepter wieder.

Es bleibt festzuhalten, dass es bei den Germanen Frauen gab, die das Zepter in der Hand hielten. Ein Priesterwesen lässt sich hieraus nicht ableiten. Vielmehr unterstützen die Beschreibungen meine Ausführungen aus dem vorherigen Ach!- Artikel „Hexe Hamer“.

https://www.gesetze-der-freiheit.de/ach/hexe-hamer/

Kommen wir nun zu den germanischen Begriffen, die das Wort Priester bezeichnen sollen. Die Erklärungen dazu habe ich Grimms „Deutscher Mythologie“ und Golthars „Germanischer Mythologie“ entnommen.

- Es gab einen burgundischen Oberpriester Sinista. Sinista bedeutet der Ältere, der Angesehenste, der Vornehmste.

- Die althochdeutschen Priesternamen Harugari und Parawari leiten sich von den Begriffen für Wald, heiliger Hain und Mahlstätte ab. Ein Harugari ist somit der Hüter des heiligen Waldes oder der Gerichtsversammlung.

- Cotinc und Ewart sollen ebenfalls Begriffe für den Priester sein.  Die Begriffe bedeuten Pfleger des ewigen Gesetzes, Hüter und Bewahrer des göttlichen Rechts oder auch Rechtsverkünder.

- Der Gode leitet sich vom Gott dienenden frommen Mann, dem gotischen Gudja, ab. Fromm hatte ursprünglich aber eine andere Bedeutung als heute. Im mittelhochdeutschen bedeutete fromm/vrum trefflich und tüchtig. Der Gode war demnach ein tüchtiger Mann Gottes. In Wikipedia ist über den Goden zu lesen, dass er das Thing und die Gerichtsversammlungen leitete. Unter dem Beitrag Nordgermanische Religion findet man über ihn den Satz: „Die Archäologie hat bislang keine Anzeichen für religiöse Spezialisten, wie eine Priesterschaft entdeckt.“

- Ein Germane wird als Priester namentlich erwähnt. Es handelt sich hierbei um Segimundus, dem Sohn des Segestes, also dem Schwager von Arminius. Dieser war allerdings ein römischer Hohepriester im heutigen Köln, also kein germanischer.

Es bleibt festzuhalten, dass sich auch aus den germanischen Begriffen für Priester nur schwerlich ein Priester ableiten lässt. Vielmehr scheint es sich hierbei um angesehene Leute der jeweiligen Stämme zu handeln, die in verschiedenen Bereichen des gemeinsamen Lebens tätig gewesen sind.

Weiteres:

- In den Quellen über die germanischen Priester findet man quasi nichts über Trachten, Hierarchien oder Insignien, was man doch mindestens erwarten dürfte. Jordanes erwähnt bei einer Opferung einmal eine Hutbedeckung. Die beschriebenen, handelnden „Priester“ heben sich nicht vom Rest des Volkes ab.

- Jakob Grimm wundert sich über die merkwürdige Beschränkung der Priestergewalt im privaten Bereich. Hier konnte der Hausvater frei entscheiden. Es war das Recht des freien Mannes, denn er war sein eigener Herr.

- Tacitus beschreibt einen Umzug zu Ehren des Gottes Nerthus, was Mutter Erde bedeutet. Hierbei ist ein Wagen durch die Felder gezogen worden, wobei nur die Hände der Priester diesen Wagen berühren durften. Was allerdings auch nicht stimmen kann, denn keine zwei Absätze später berichtet er davon, dass dieser Wagen von Sklaven im See gewaschen und versenkt wurde. Einen Wagen in einem See zu waschen, wird wahrscheinlich eher zu einer lebensfrohen Gaudi - Veranstaltung gehört haben, als zu einer religiösen Kulthandlung. Der Brauch der feierlichen Umzüge hat sich bis in unsere heutige Zeit gehalten, man denke nur an den Kölner Karneval in der Faschingszeit.

Golther zitiert Julius Cäsar, der über die Germanen zu berichten weiß: „Einen Priesterstand, der den Gottesdienst für sich allein und ausschließlich gepachtet und höheres Wissen geistlicher Geheimlehren für sich in Anspruch genommen hätte, kannten die Germanen nicht. Gleich hell und durchsichtig, ohne mystisches Halbdunkel, standen die Götter vor dem geistigen Auge aller Volksgenossen wie vor den wenigen, die sich besonders dem Dienste der Himmlischen geweiht hatten. Und dieser Dienst konnte von jedem versehen werden, wo es Not tat, es war kein Geheimdienst.“

Die Frage, ob die Germanen Priester hatten, möchte ich daher verneinen. Wozu hätten sie sie auch brauchen sollen? Er hätte nur störend zwischen ihnen und ihrem Gotterkennen  gestanden. Ähnlich verhält es sich erneut in der modernen Medizin, wo der Arzt zwischen dem blauäugigen Patienten und seiner Heilung steht. Dies erkennt man allerdings nur, wenn man nicht mehr blauäugig, sondern einäugig durch die Welt läuft. In diesem Sinne empfehle ich Ihnen mit Hilfe der Germanischen Heilkunde ein Auge nach innen zu werfen. Sie werden Gott finden.

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