ToGü-Verlag
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Mein Schatz!

Wenn man den Namen Hagen von Tronje, eine der Hauptfiguren aus dem berühmten Nibelungenlied wörtlich nimmt, ist er der Beschützer, Behüter und Pfleger eines Throns. Genauso wird er im Nibelungenlied auch dargestellt. Er gilt als wichtigster Berater und treuer Untertan des Burgunderkönigs Gunther. Hagen setzt alles daran, die Ehre und die Macht seines Königs und seiner Königin Brunhild zu erhalten.

Hagen erkennt als Einziger am Hofe Gunthers den Drachentöter Siegfried gleich bei dessen Ankunft. Später bringt er Siegfrieds Frau Kriemhild dazu, ihm die einzig verwundbare Stelle ihres Mannes zu verraten. Er nutzt dieses erschlichene Wissen, um Siegfried hinterrücks den Speer tödlich in den Rücken zu rammen.

Hagen veranlasst seinen König Gunther und dessen Brüder Gernot und Giselher ihre Schwester Kriemhild zu überreden, das Nibelungengold nach Worms zu bringen, was auch gelingt. Und er ist es, der Kriemhild den Nibelungenschatz raubt und ihn im Rhein versenkt. Vordergründig ist Hagen also nicht die sympathischste Figur des Liedes. Nur noch er und die drei Burgunderkönige wissen ab diesem Zeitpunkt von der Lage des Schatzes. Sie sind durch einen Eid aneinander gebunden, dieses Geheimnis nicht zu verraten. Und sie bleiben sich bis in den Tod treu. Wir lesen am Ende, dass Hagen lieber seinem König in den Tod folgt, als Kriemhild die Lage des Schatzes zu verraten:

 

„Nun ist von Burgunden der edle König tot

Geiselher der junge dazu Herr Gernot

Den Hort weiß nun niemand als Gott und ich allein

Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verholen sein.“

 

Kriemhild tötet ihn daraufhin mit Siegfrieds Schwert Balmung.

Es gibt allerdings ein paar Ungereimtheiten an der Figur des Hagen von Tronje. Da ist z.B. die Ähnlichkeit mit dem germanischen Gott Odin. Auf der Burg Isenstein trägt Hagen rabenschwarze Kleidung. Die beiden Raben Hugin und Munin waren treue Begleiter Odins. Hagen wird als furchteinflößender Krieger beschrieben. Er tötet den Helden Siegfried mit einem Speer. Der Speer Gungir ist Odins gefürchtete Waffe. Hagen hat wie Odin nur ein Auge. Odin kann von seinem Thron in Walhall aus in die Zukunft sehen. Auch Hagen hat diese Fähigkeit. Die drei Wasserweiber offenbaren Hagen vor der Überquerung der Donau den Tod aller Nibelungen.

Was aber an Hagen als größte Ungereimtheit auffällt, ist dass alle seine Ratschläge und Handlungen seinem König im Endeffekt nicht helfen, sondern schaden! Die Geschichte eskaliert durch Hagens Eingreifen immer weiter, wodurch am Ende alle Nibelungen erschlagen werden und der Nibelungenhort verloren geht.

Das berechtigt zu der Frage, ob es Hagen mit seinen Ratschlägen und Taten vielleicht nicht ganz so gut gemeint hat? Die obige Szene, die uns weißmachen soll, dass Hagen Gunther  treu in den Tod folgt, gibt uns die Antwort, wenn man die Strophen aus der Sicht heraus liest, dass es Hagen um das Verschwinden des Schatzes geht.

 

Da sprach der grimme Hagen: „Die Red` ist gar verloren

Viel edle Königstochter Den Eid habe ich geschworen

Dass ich den Hort nicht zeige solange noch am Leben

Blieb einer meiner Herren  so darf ich niemand geben.“

 

Gernot und Gisleher sind bereits im Endkampf in der Halle untergegangen. Nur noch er und König Gunther wissen von dem Schatz. Er fordert durch die Blume von Kriemhild den Tod von Gunther. Dann erst wäre er von seinem Eid befreit und könnte den Ort des Schatzes verraten. Kriemhild glaubt ihm und lässt ihrem Bruder den Kopf abschlagen.

 

Als der Unmutsvolle seines Herren Hauptes ersah

Wider Kriemhilden sprach der Recke dar:

„Du hast`s nach deinem Willen zu Ende nun gebracht

Es ist auch so ergangen wie ich mir hatte gedacht.“

 

Es ist so gekommen, wie er es gewollt hatte. Sein Plan ist aufgegangen. Er hat Kriemhild benutzt, um Gunther zu töten. Also kann es soweit nicht her gewesen sein mit seiner Nibelungentreue zu seinem König. Das Gegenteil ist der Fall. Gunther ist ihm egal. Er opfert Gunther in dem er Kriemhild für seine Zwecke missbraucht. Wieder ist sie auf ihn hereingefallen, wie schon zuvor als sie ihm Siegfried preisgegeben hat. Hagen ist am Ziel. Er ist der Einzige, der noch weiß, wo der Schatz liegt, verrät ihn aber nicht. Hierfür nimmt er seinen eigenen Tod in Kauf. Er könnte sich ja retten, indem er den Ort Preis gibt. Er macht es aber nicht. Heldenhaft nimmt er seinen eigenen Tod für ein höheres Ziel in Kauf. Er sagt die eingangs erwähnten Sätze und wird von Kriemhild erschlagen. Schauen wir uns mit diesem Wissen einmal Hagens Verhalten im Nibelungenlied an.

Siegfried betrügt die ihn erwartende Brunhild mittels seiner Tarnkappe. Durch Täuschung gewinnt so König Gunther Brunhild zur Frau. Brunhild wittert den Betrug und ein weiteres Mal benimmt sich Siegfried schändlich, indem er Gunther hilft, ihr die Jungfräulichkeit und damit ihre Zauberkräfte zu rauben. Er besudelt Brunhilds göttliche Fähigkeiten. Warum? Aus purem Eigennutz, weil er Kriemhild als Gegenleistung bekommt. Siegfried raubt dann noch Brunhilds Gürtel und ihren Ring und übergibt sie gefühllos und ohne Wertschätzung seiner Frau. Der Schatz hatte offensichtlich den Superhelden zum Schlechten verändert.

Kriemhild verhöhnt Jahre später öffentlich Brunhild und bezeichnet sie vor aller Augen als Kebse ihres Mannes. Sie zeigt als Beweis den geraubten Gürtel. Doch es ist eine Lüge. Siegfried hatte sie nicht entjungfert. Er hatte zuvor mit Gunther die Rollen getauscht. Kriemhild weiß das. Trotzdem verletzt sie Brunhild aufs Schwerste mit dieser Lüge, noch dazu zieht sie Siegfried in die Sache mit hinein. Niedrigste Beweggründe treten zu Tage.

Und nun tritt Hagen auf den Plan. Hagen erkennt die zerstörerische Kraft des Hortes. Er erkennt die Gier, den Hochmut und den Eigensinn, die daraus erwachsen. Er erkennt das Unheilvolle des Schatzes und setzt alles daran, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Hieraus erklärt sich all sein Handeln im Nibelungenlied.

Hagen entlockt Kriemhild die einzig verwundbare Stelle Siegfrieds und bringt ihn um. Wie schon die Vorbesitzer des Schatzes ums Leben kamen, ist nun auch Siegfried tot. Rechtlich geht der Schatz nun auf Kriemhild über und sie benutzt ihn von Rache getrieben, um tapfere Recken anzuwerben. Wieder tritt Hagen in Aktion. Er veranlasst Kriemhilds Brüder dazu, sie zu überreden, den Schatz nach Worms zu holen, was auch gelingt. Ohne zu zögern, raubt er Kriemhild den Schatz und lässt ihn im Rhein versenken. Nur er und die drei Könige wissen noch um den Ort. Der Schatz ist das erste, wonach Kriemhild bei Ankunft der Burgunder am Hofe Etzels fragt und er ist auch das letzte (siehe oben)  wonach Kriemhild fragt. Doch sie bekommt ihn nicht. Der Schatz ist für immer verloren. Hagen triumphiert.

Diese Sichtweise lässt nur einen Schluss zu. Hagen ist der Beschützer, Hüter und Pfleger von Odins Thron in Walhall. Diesen Werten gilt seine ganze Treue. Dass er bei Siegfrieds Ankunft nicht für seinen König eintrat, dass er sich weigerte, den Boten Gunthers zu spielen, dass er Gunthers Entschluss, die Brunhild Geschichte auf sich beruhen zu lassen ignorierte, und, und, und. Das zeigt klar, dass Hagen kein Vasall Gunthers gewesen ist. Hagen bestraft alle Untaten. Selbst der Totschlag Ortliebs ist eine Reaktion auf den Verrat an seinem Bruder Dankwart. Er erkennt die Ursache des Übels, den verfluchten Schatz. Das letzte Opfer dieses Fluches ist Kriemhild. Sie wird ebenfalls erschlagen und teilt somit das Schicksal aller Vorbesitzer des Schatzes

Hagen opfert sein eigenes Leben und erlöst so die Menschen vom totbringenden Schatz. Doch wo ist der Schatz hin? Dorthin, wo er sicher kein Unheil mehr anrichten kann, nach Walhall. Und dort wird er sicher bewacht. Woher ich das weiß?

Wallhall hat 800 Türen, durch die je 540 Einherjer ausziehen, also exakt 432000 Einherjer.

Die Größe des Schatzes wird im Original wie folgt beschrieben:

 

„Ir muget von dem horte wunder hoeren sagen

Swaz zwelf kanzwegene meist mohten tragen

In vier tagen und nahten von dem bergedan;

Ouchmuos ir ieslicher  des tages dristunde gan“

 

Vier Strophen später erfährt man, dass der Schatz noch 1000-fach größer sein kann.

 

„Unde waer sin tusent stunde noch alse viel gewesen“

 

Erkennen Sie es? 4 Tage Zeit braucht man somit, wenn man den Weg am Tag dreistund geht. Die Stunde ist der 24. Teil des Tages. Und zum Abtransport benötigt man 12 Wagen. Diese Zahlen sind kein Zufall.

4 (tagen) x 3 (dri)  = 12

12 + 24 (stund) = 36

36 x 12 (kanzwegene) = 432

432 x 1000 (tusent)= 432000

Die Zahlen der Strophe ergeben exakt die Zahl der Einherjer. Das ist ein klarer Hinweis auf Walhall und darauf, dass Hagens Treue Odins Thron galt.

Wenn Sie also den Nibelungenhort suchen, werfen Sie ein Auge in sich hinein. (siehe Ach! - Der Einäugige!) Sie werden reicher, als sie es sich jemals hätten träumen lassen. Und vielleicht kommt dann mal jemand zu ihnen und bezeichnet Sie als „Mein Schatz!“

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