Kennen Sie Baldur? Baldur gehört dem germanischen Göttergeschlecht der Asen an. Unter den Asen ist er aufgrund seines Charakters der Beliebteste. Er gilt als der der Friedlichste, der Beste, der Weiseste und Mildeste. Er duldet nichts Unreines, keinen Lug und keinen Trug. Er ist so glänzend, dass er sogar von sich aus scheint. In seinem Palast gibt es keinerlei Unrecht. Baldur ist ein Lichtgott und verkörpert all die Eigenschaften, die man im germanischen Sinne als erstrebenswert erachtet.
Aber Baldur fühlte eines Tages Missbehagen. Er träumte davon, dass sein Leben in Gefahr wäre und machte sich Sorgen. Er vertraute sich seiner Mutter Frigga an. Diese suchte daraufhin alle Lebewesen der Welt auf und bat sie, Baldur nichts zu tun. Bereitwillig gaben sie ihr das Versprechen. Baldur war somit in Sicherheit und die Asen feierten mit ihm seine Unverwundbarkeit. Übermütig bewarfen sie ihn mit allen möglichen Gegenständen und Geschossen. Nichts konnte ihm etwas anhaben.
Allerdings hatte Frigga einen Fehler gemacht, einen mistake. Sie hatte vergessen, die Mistelpflanze zu befragen. Loki, der Mistkerl, bekam das heraus, nahm einen Mistelpfeil und verlockte Hödur, den blinden Bruder Baldurs, diesen Mistelpfeil auf Baldur abzufeuern. Der Mistelpfeil misste Baldur nicht und der Lichtgott sackte tödlich getroffen zu Boden. Diese Missetat blieb unentdeckt und daher folgenlos für den Missetäter Loki. Bei Mistwetter wurde Baldur auf seinem Schiff verbrannt. Zu Lokis Missfallen gab Hel jedoch den Asen noch eine letzte Möglichkeit, Baldur über den Helweg zurückzuholen. Doch auch das konnte Loki durch eine weitere, üble Missetat verhindern.
Die Mistel ist eine Schmarotzerpflanze. Das Wort Mistel leitet sich laut Wikipedia aus der urgermanischen Sprachwurzel mihst ab, was als „Ausschwitzung bzw. krankhafter Auswuchs auf der Wirtspflanze“ gedeutet wird. Die Mistel tötete Baldur. Sie wird nicht ohne Grund auf diese Art und Weise Einzug in die Germanische Mythologie gehalten haben. Sie symbolisiert daher für mich das Antigermanische. Doch wo finden wir die Mistel noch?
Die Mistel gilt/galt als heilige Pflanze der keltischen Oberschicht, den Druiden. Der Einfluss und die Macht der Druiden beschränkte sich vor ihrem Verschwinden aus der Geschichte nur noch auf ihre keltische Heimat in Irland und Schottland. Im 4. Jahrhundert dann verschwand auch hier das Druidentum, und zwar auf misteriöse Weise. Doch so misteriös ist es gar nicht, denn sie sind gar nicht verschwunden, sondern immer noch da. Die Kelten/Druiden übernahmen von sich aus, ohne jemals missioniert worden zu sein, das Christentum und machten aus den alten Druidenstätten christliche, missionarische Ausbildungszentren. In den folgenden Jahrhunderten wurden Heerscharen von in den Mutterklöstern ausgebildeten iro-schottischen Mönchen auf die Missionsreise nach Germanien geschickt. Von hier aus verbreitete sich das iro-schottische Christentum über die germanischen Länder. Nicht von Rom oder Palästina aus, wie man doch eigentlich annehmen müsste!
Und so wundert es nicht, dass die ältesten erhaltenen Evangelien aus diesen druidischen-christlichen Mütterklöstern kommen, dass Jesus aus Galliläa kommt, also Gallier=Kelte ist, dass das Papsttum die druidische Hierarchie und Struktur hat, dass es den Heiligen Geist und das jüngste Gericht auch bei den Druiden gab und dass die Päpste genauso unfehlbar und unmissverständlich regierten/regieren wie der gottgleiche Oberdruide. Sie sind/waren beide Stellvertreter Gottes auf Erden.
Die iro-schottische Missionierung Germaniens vollzog sich zum größten Teil nicht milde, sondern gewalttätig. Wer die Frohe Botschaft auf den Misthaufen warf, musste mit Misshandlungen rechnen. Die christliche druidische Papstkirche tolerierte keinerlei Abweichung, wenn es ihre Macht gefährdete. Und so schuf sie die allumfassende katholische Kirche. Und genauso wie man den gottgleichen Oberdruiden an seinem weißen Gewand erkannte, erkennt man noch heute daran den Papst. Die Druiden waren nie weg, sie betreiben weiterhin fröhlich den Missbrauch unserer heidnischen Kultur und sorgen für Missbildung in unseren Schulen. Und so feiern wir heute nicht mehr das Weihnachtsfest als Symbol für den ewigen Kreislauf der Natur, sondern als das Fest von Jesu Geburt. Baldur symbolisiert im Grunde nichts anderes als den ewigen, wiederkehrenden Kreislauf von Geburt, Leben und Sterben, genau wie die Sonne am Weihnachtsfest/Fest der Wintersonnenwende. Denn: Baldur kehrt nach der Götterdämmerung aus dem Reich der Hel zurück und baut eine schöne, bessere Welt. Der Mistelzweig konnte ihm also nur vorübergehend etwas anhaben. Der Angriff war am Ende also doch ein Misserfolg.
Doch der Missbrauch geht weiter. Mittlerweile holen sich tatsächlich viele Menschen zu Weihnachten einen Mistelzweig in ihre Stube. Was würde Baldur wohl dazu sagen? Ich denke, er würde sagen: „Ihr seid nicht Hödur. Also macht gefälligst die Augen auf und hört mit dem Mist auf!“